OBER-RAMSTADT - Für Liebhaber historischer Automobile und Zweiräder gab es am Sonntag an Ober-Ramstadts Naturfreundehaus immens viel zu gucken. Die Freunde historischer Fahrzeuge hatten zu einem „Klassiker-Picknick“ eingeladen.
„Das ist absolut irre“, sagt Werner Schollenberger von den Freunden historischer Fahrzeuge Ober-Ramstadt (FHFO) und lässt seinen Blick über die in der Sonne funkelnden Oldies schweifen. Rund 250 Oldtimer gruppieren sich zur Mittagszeit beim „Klassiker-Picknick“ auf den Wiesen rund ums Ober-Ramstädter Naturfreundehaus. Eine Anmeldung war nicht nötig, sodass der Ansturm die Organisatoren schier überrollt. Immer noch kommen Oldtimer zum Waldrand hoch. Bis zum Abend werden es wohl an die 400 sein, die sich den nicht minder zahlreichen Besuchern zur Schau stellen.
Alles, was einmal Rang und Namen in der Autoindustrie hatte, ist vertreten. Der kleine knallrote NSU Prinz beeindruckt mit glänzendem Lack und blitzendem Chrom genauso wie der cremefarbene Opel Admiral. Auf einem DKW de Luxe von 1963 dudelt ein altes Kofferradio. Zwischen die Personenwagen haben sich auch ein Jeep der US-Army und ein blauer Bugatti Rennwagen Baujahr 1934 geschoben.
Manche Exemplare sind echte Hingucker. Zu den Stars gehört ein Rolls Royce-Cabrio, bei dem stilecht der Picknicktisch mit Silberleuchtern, Sekt und Teedose gedeckt ist. Nicht minder bewundert wird der elegante schwarzblaue Röhr 8 Typ FK von 1934, von dem damals nur vier gebaut wurden. Horst Lautenschläger aus Reinheim hat ihn 1996 in Belgien gekauft und restauriert.
Bei dem Namen „Röhr“ horchen Ober-Ramstädter auf. Schließlich lässt er die Erinnerung an Ober-Ramstadts Geschichte als „Autostadt“ aufleben. In Nachfolge der 1922 gegründeten Falcon-Automobilwerke wurden die Röhr-Automobile gebaut, bis 1935 der letzte Röhr Typ Junior die Werkshallen verließ.
Zwischen den Autos wird eifrig gefachsimpelt. So gehörte das Mercedes-Benz Cabrio von 1950 einst dem Chef einer Marburger Tapetenfabrik, bis es nach zwölf Jahren erst auf einem Schrottplatz und dann als Abiturgeschenk bei Manfred Menges landete. Der Seeheimer fuhr darin mit seiner Braut zum Standesamt, später dessen Kinder zu deren Hochzeit und irgendwann wohl auch die Enkel. „Inzwischen nutze ich das Auto zum Einkaufen“, erzählt Lilo Menges.
So locker gehen nicht alle mit ihren Oldtimern um. An einem steht sogar „Nicht dranlehnen.“ Dabei würde manch ein Besucher sich doch gerne mal in so ein historisches Fahrzeug setzen.
Paul Deisenroth aus Darmstadt macht es möglich, denn er will sein weißes Honda-Cabrio, Baujahr 1989, weitergeben. „Nur 32 Stück dieser Art wurden gebaut“, wirbt er. Allerdings dauert es noch, bis das auch ein Oldtimer ist. Denn 30 Jahre ist deren Mindestalter.
Diese Hürde hat der Opel Manta von 1982 mit Berlinetta-Ausstattung inzwischen genommen. Für Peter Schmidt war es Liebe auf den ersten Blick, als er das anthrazit-metallic-blitzende Gefährt sah: „Das passt besser zu meinem Alter, dafür habe ich sogar meinen Porsche hergegeben“, erzählt der ältere Herr.
Club-Treffen Die Freunde historischer Fahrzeuge treffen sich an jedem zweiten Freitag im Monat in Ober-Ramstadts Naturfreundehaus. Ein neuer Pächter wird dort für Oktober erwartet, bis dahin bewirten die Naturfreunde selbst alle Stammtischgäste.
Quelle Text: www.echo-online.de